Vor dem Krieg lebten die Tschechen Hand in Hand mit den Deutschen. Gott sei Dank ist das heute wieder so.
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Gerhard Simchen wurde am 2. Juli 1945, nur wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem Dorf Zschepplin bei Leipzig geboren. Die Wurzeln seines Vaters liegen jedoch in der nordböhmischen Stadt Filipov/Philippsdorf. Sein Vater kam als Sudetendeutscher zur Wehrmacht und durfte aus amerikanischer Gefangenschaft nicht mehr nach Hause zurückkehren. Auch Gerhards Großeltern wurden zwangsweise in die sowjetische Besatzungszone Deutschlands umgesiedelt. Gerhard wuchs in Ebersdorf auf der deutschen Seite der historischen Grenze zwischen Böhmen und der Lausitz auf, quasi in Sichtweite des Geburtsortes seines Vaters. In seiner Kindheit waren die Deutsche Demokratische Republik und die Tschechoslowakische Sozialistische Republik, zwei vermeintlich befreundete Staaten aus dem „sozialistischen Lager“, durch eine undurchdringliche Grenze mit regelmäßigen Grenzpatrouillen und Stacheldraht getrennt, ganz ähnlich wie der damalige Eiserne Vorhang. Dieser Zustand dauerte bis zum Bau der Berliner Mauer Anfang der 1960er Jahre. Im August 1968 sah Gerhard mit eigenen Augen, wie Panzer der „brüderlichen“ Armeen über die Grenze fuhren, um die Tschechoslowakei zu besetzen. Heute ist Herr Simchen froh, dass die tschechisch-deutsche Grenze nur noch symbolisch ist und dass die Beziehungen zwischen Deutschen und Tschechen wieder so reibungslos sind wie vor dem Krieg. Und dass er wieder frei ist, wann immer er will, in das Land zu reisen, aus dem seine Vorfahren ausgesiedelt wurden. Die Geschichte des Zeitzeugen konnten wir dank der Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds aufzeichnen.