Inge Urbassek

* 1933

  • Die Goldkoppe hat mich fasziniert "Das wollte ich eben sagen. Als Kind, als kleines Kind, habe ich in Jungferndorf (Kobylá) eine Tante gehabt. Dort war ich ein paar Mal mit dem Zug, über Lindewiese, Gemärke, Setzdorf, Friedberg nach Jungferndorf. Und wenn ich da mal hingeschickt wurde, war ich froh, Gott sei Dank, dass man die Goldkoppe (Zlatý Chlum nad Jeseníkem) nicht mehr sieht. Und jetzt, später, da war ich glücklich, wenn man vom Bahnhof herunterlief und die Goldkoppe sehen konnte. Und ganz besonders in den letzten Jahren, wo ich noch zwei ,drei Mal dort war, hab ich diesen Blick genossen, richtig genossen. In den Erinnerungen beschönigt man so einiges. Aber dass die Goldkoppe so unmittelbar an der Stadt war... Wenn man zum Ringplatz kommt, an der Krone (Hotel Jeseník) vorbei und sieht gleich dahinter die Goldkoppe, so hoch! Es ist ein unglaubliches Gefühl für mich. Wir waren dort 2005, Anfang Mai, da war es noch recht kalt. Da hat es in der Nacht geregnet und geschneit und morgen war die Goldkoppe ganz weiss! Vom Hotel hat man die Hochschar (Šerák) gesehen, alles war weiss. Also das hat mich derartig fasziniert. Also ich war richtig tamisch. Was ist tamisch? Benommen! Das hat mich derartig fasziniert, dass man das so wieder sieht."

  • Full recordings
  • 1

    Metzingen, Deutschland, 15.08.2016

    (audio)
    duration: 07:17:03
    media recorded in project Memories for the Future
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Da war ich froh, wen habe ich die Goldkoppe gesehen

Inge in 2016
Inge in 2016
photo: Radek Motzke

Inge Urbassek, geb. am 18. 2. 1933, wohnte im Freiwaldau in der Kirchgasse Nr. 160. Das Haus Nr. 161 Gehörte auch der Familie an. Inge ist nicht verheiratet und hat keine Kinder. Inge Hatte einen Bruder (geb. in 1923) und eine Schwester Friederike (geb. in 1926). Der Vater war Bürgerschuldirektor von der Knabenschule (heute Realschule) in Freiwaldau; die Mutter war Hausfrau. Inge hatte eine harmonische Kindheit, aber das wurde durch die Kriegsereignisse unterbrochen. Nach der Mobilisierung in 1938 flüchtete die Familie zum Onkel in Weidenau. Sie hatten Angst, dass ein Krieg ausbrechen könnte. Sie kamen nach der Invasion der deutschen Truppen zurück. Vor dem Ende des Krieges 1945 floh die Familie aus Freiwaldau, diesmal nach Spornhau. Dort trafen sie die russische Armee, aber sie waren freundlich. Nach dem Krieg gab es wenig Essen für die Deutschen. Sie mussten in Geschäften betteln. Ihre Schwester Friederike war seit Juli 1945 gezwungen worden, in Olomouc zu arbeiten. Sie machte meistens Reinigungsarbeiten und wusch Kleidung. Das dauerte etwa 7 Monate bis Februar 1946. Ihr Vater wurde interniert, in einem Gefängnislager wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP misshandelt und dabei schwer verletzt. Nach seiner Freilassung verließ die Familie die Tschechoslowakei mit einem Transport. Sie zogen nach Kirchheim unter Teck in Deutschland. Der Vater durfte nur als Helfer arbeiten. Erst ein paar Jahre später durfte er wieder unterrichten. Inge studierte, um eine Drogistin zu werden. Später hatte sie ihr eigenes Geschäft. Sie kam oft mit ihrer Schwester nach Freiwaldau zurück. Beide hielten ein starkes Heimatsgefühl in Richtung der Stadt.