The following text is not a historical study. It is a retelling of the witness’s life story based on the memories recorded in the interview. The story was processed by external collaborators of the Memory of Nations. In some cases, the short biography draws on documents made available by the Security Forces Archives, State District Archives, National Archives, or other institutions. These are used merely to complement the witness’s testimony. The referenced pages of such files are saved in the Documents section.

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Gerhard Hoch (* 1940)

Die Tschechen haben wirklich die Grenze dicht gemacht

  • 1940 in Weiden in der Oberpfalz geboren

  • seit etwa zwölftem Lebensjahr Kontakt mit der Grenze

  • ab 1959 Ausbildung beim Grundesgrenzschutz (Kloster Seeon in Oberbayern, dann Schwandorf)

  • ab 1967 Bayerische Landespolizei im Kommissariat Furth im Wald

  • 1967-69 Stationierung im Grenzschutz an der Grünen Grenze in Höll (Ortsteil von Waldmünchen)

  • Flüchtlinge aus der DDR, Neugierige im Herbst 1968

  • 1969 Versetzung nach Furth im Wald

  • Flüchtlinge aus verschiedenen Ostblockstaaten

  • ab 1978/8 Gehobener Dienst: Verantwortlicher Dienstgruppenleiter in Schafberg bei Furth im Wald

  • 1989: Grenzöffnung und Zusammenlegung der deutschen und tschechoslowakischen Abfertigung

  • 2000 Pensionierung

Vorstellung (0:00 – 5:13)

Gerhard Hoch wurde 1940 in Weiden in der Oberpfalz geboren. Sein Vater war Lokführer und befuhr mit der Dampflok u.a. die Strecke von Weiden nach Eslarn an der Grenze. Als Kind ist Hoch die Strecke zum Skifahren öfter gefahren. Seit seinem 12. oder 13. Lebensjahr kennt er die Grenze, zunächst nur als Eiserner Vorhang, wie er den Schulkindern gezeigt wurde. 1959 hat er beim Bundesgrenzschutz angefangen, absolvierte zunächst die Grundausbildung im Kloster Seeon (Oberbayern) und kam dann zum Standort Schwandorf. 1967 bewarb er sich dann bei der bayerischen Landespolizei. Aufgrund seiner Erfahrungen mit der böhmischen Grenze entschied er sich für eine Position bei der Grenzpolizei und begann im Kommissariat Furth im Wald. Dort blieb er bis seiner Pensionierung im Jahre 2000. Zunächst war er im mittleren Dienst tätig und arbeitete in der Grenzpolizeistation Höll (einem Ortsteil von Waldmünchen). Nach zwei Jahren wurden kleinere Dienststellen aufgelöst und Hoch wurde nach Furth im Wald versetzt. 1978/9 bewarb er sich für den gehobenen Dienst und war ab 1981/2 bis zu seiner Pensionierung verantwortlicher Dienstgruppenleiter in Schafberg bei Furth im Wald. Damit war er verantwortlich sowohl für den Straßengrenzübergang als auch für den Eisenbahnverkehr.

Reisendenzahlen (05:13 – 10:07)

In Jahresberichten mussten alle Reisendenzahlen erfasst werden und in der Zeit von 1982 bis 1990 war erkennbar, dass „der Eiserne Vorhang langsam rostiger wurde“. Immer mehr Reisende aus der Tschechoslowakei war das Reisen gestattet. Außerdem nahm der LKW-Verkehr massiv zu, was Probleme mit der Infrastruktur mit sich brachte. Vor allem der LKW-Verkehr aus Griechenland und der Türkei stieg stark an, auch deswegen, da Österreich die Transportgenehmigungen für LKWs aus diesen Ländern begrenzte. Da es sich überwiegend um kleine selbstständige Unternehmer handelte, bestand die Aufgabe der Grenzpolizei vor allem in der Kontrolle und ggf. Sanktionierung des miserablen verkehrstechnischen Zustandes der Fahrzeuge. Auch die Fahrzeuge im privaten Reiseverkehr waren häufig in einem abenteuerlichen Zustand. Hoch erzählt den Fall eines polnischen Richters, der in einem 500er Fiat mit Frau, Kindern und Zeltausrüstung bis nach Spanien fahren wollte. Er schließt: „das war eine interessante Zeit dort tätig zu sein.“

Aufgabenbereiche (10:07 – 11:35)

Zu den Aufgaben am Grenzübergang gehörte vor allem die Kontrolle der Pässe und Visa sowie die Befragungen der Reisenden. In einem dicken Buch mussten die Angaben eines jeden Reisenden überprüft werden. Im Überwachungsdienst waren 40 Mann tätig, Hoch selbst hat dort mitgearbeitet und auch Kontrollen im Zug durchgeführt. Vor allem war er aber verwaltungstechnisch tätig und als Vorgesetzter in der Überwachung der Kollegen.

Tätigkeit in Höll (11:35 – 15:33)

Seine Tätigkeit in Höll bestand aus der reinen Grenzüberwachung, sie waren dabei in Sichtweite der tschechoslowakischen Kollegen, mit denen sie sich gegenseitig bei der Arbeit beobachteten. In Höll griff Hoch auch zwei Flüchtlinge aus der DDR auf, die als Vorwand in der Tschechoslowakei Urlaub gemacht hatten und dann über die Grüne Grenze flüchtete. Diese zwei Flüchtlinge sind allerdings die einzigen, die es in Hochs Dienstzeit gegeben hat, „die Tschechen haben wirklich die Grenze dicht gemacht“.

Den Aufbau der Grenzanlagen hat Hoch von der deutschen Seite sehen können. Der deutsche Grenzschutz beobachtete und protokollierte den Bau der Grenze genau. Von den Grenzanlagen war dann aber schließlich von der deutschen Seite wenig zu sehen. Die Anlagen waren von der tschechoslowakischen Seite getarnt worden (z.B. mit schnell wachsenden Bäumen). In Höll bestand die Grenzsicherung lediglich aus einem Zaun ohne Minen oder Schnellschussanlagen. Dieser Zaun war mit einer Schwachstromanlage ausgestattet, die Soldaten bewegten sich auf extra angelegten Straßen und alle 50 Meter war ein Beamter positioniert.

Fluchten (15:33 – 18:21)

Über die Grüne Grenze flüchteten wenig Menschen, allerdings hat Hoch auch Flüchtlinge mit Zügen miterlebt, wie das Beispiel eines Rumänen zeigt. Dieser arbeitete in einer Fabrik, die Maschinenteile für Deutschland produzierte. Er ließ sich in einer für Deutschland bestimmten Holzkiste einnageln und wurde so in der Kiste in den Zug verladen. In Furth im Wald stand der Zug drei bis vier Stunden zur Kontrolle. Als er hörte, dass Deutsch gesprochen wurde, hat er sich durch Klopfzeichen bemerkbar gemacht. Er hat dann Asylstatus in Deutschland erhalten.

Ein weiterer Flüchtling stammte aus der Slowakei. Er hatte sich aus einem Trabbi-Motor ein Leichtflugzeug gebaut und war damit direkt über den Grenzübergang Furth geflogen. Über der Grenze war dichter Wald, er flog weiter bis er in Cham dichte Bebauung erkennen konnte. Auch er erhielt Asyl und hat später ein Buch über seine Geschichte verfasst.

In der Zeit des Eisernen Vorhangs ist keinem Flüchtling Asyl verwehrt worden. Hoch und seine Kollegen verfolgten jedoch den Antragsprozess nicht. Ihre Aufgabe bestand darin, bereits an der Grenze den Asylantrag auszufüllen, der Flüchtling musste dazu einen Fragebogen ausfüllen, der Antrag leitete die Grenzpolizei dann nach Zirndorf weiter.

Das Jahr 1990 (18:21 – 19:34)

Und dann kam das Jahr 1990. Hoch feierte in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Die tschechoslowakischen Kollegen kamen rüber, gratulierten ihm und begrüßten auch eine neue Zeitenwende. Als symbolisches Geschenk brachten sie Hoch einen Stück vom Stacheldraht mit der tschechoslowakischen Fahne dran. Über die Grenzöffnung im Jahr zuvor waren Hoch und seine Kollegen einige Tage zuvor informiert worden und dass die Visapflicht für Tschechen und Polen ab sofort entfallen würde. Er konnte dann dabei zusehen, wie der Stacheldraht auf der Grenze abgebaut wurde.

Zusammenarbeit mit tschechoslowakischen Kollegen (19:34 – 23:42)

Die Grenzpolizei in Furth hatte steten Kontakt mit den Führungspersonen auf der tschechoslowakischen Seite. Gemeinsame Besprechungen fanden auf beiden Seiten der Grenze statt. Ein Beispiel für eine Zusammenarbeit war der Fall eines tschechoslowakischen Zöllner: Dieser hatte bei der Kontrolle eines LKWs seine Dienstpistole auf dem Fahrzeug verloren. Der Wagen fuhr dann zur zweiten Kontrolle nach Deutschland rüber und war nach zwei Stunden abgefertigt. Kurz darauf merkte der tschechoslowakische Beamte den Verlust seiner Dienstpistole. Die deutschen Kollegen wurden verständigt, Hoch rief daraufhin eine Fahndung nach dem Fahrzeug aus. Nachdem der LKW gefunden worden war, gab es zunächst einen Kompetenzstreit zwischen dem Zoll und dem Grenzbeauftragten Furth (Hochs Chef), die beide auf die Herausgabe der Waffe bestanden. Der Grenzbeauftragte konnte schließlich dem tschechoslowakischen Kollege seine Waffe wieder aushändigen. Die Zusammenarbeit habe laut Hoch gut funktioniert, wie dieses Beispiel zeige.

Schwierige Fälle wie dieser wurden dabei über den Grenzbeauftragten direkt abgewickelt, verkehrstechnische Angelegenheiten und ähnliches konnten aber auch die anderen Beamten in seinem Auftrag mit den tschechoslowakischen Kollegen besprechen. Ein weiteres Beispiel für die Zusammenarbeit war die Ausstellung von Visa direkt an der Grenze bei Notfällen, was auf Grundlage eines zwischenstaatlichen Abkommens möglich war. Trotz dieses Abkommens stellte die tschechoslowakische Seite jedoch nicht immer ein Visum aus, die bayerische Grenzpolizei unterstützte dann die Antragsteller bei den Formalitäten.

Arten von Reisenden (23:42 – 25:46)

Ein großer Teil der Reisenden waren gewerblich Reisende. Es herrschte auch zur Zeit des Eisernen Vorhangs ein starker Wirtschaftsverkehr mit der Tschechoslowakei, beispielsweise hatte ein Skoda-Vertrieb seinen Sitz in Furth im Wald. Aber auch westdeutsche Touristen reisten zahlreich in die Tschechoslowakei, was vor allem an der Anziehungskraft Prags und Pilsen lag. Im Sommer passierten etwa 10-15 Reisebusse pro Tag den Grenzübergang Furth im Wald. Hoch selbst durfte als Mitarbeiter der Grenzpolizei in der ersten Zeit gar nicht reisen; die Tschechoslowakei verweigerte die Einreise. Erst ab 1985/6 war dieses möglich, Hoch reiste dann das erste Mal mit einer Reisegruppe aus Cham in die Tschechoslowakei. Die Kontrolle dauerte ungewöhnlich lange, erst als seine tschechoslowakischen Kollegen ihn erkannten, ging die Prozedur schneller.

Grenzöffnung 1989 (25:46 – 29:14)

Im November 1989 ist dann der Zaun abgebaut worden. Ein Politoffizier von der tschechoslowakischen Seite kam zu den deutschen Beamten rüber und sagte: „Jetzt haben wir 50 Jahre aufgepasst, jetzt passt mal ihr auf.“ Von einen Tag auf den anderen war der Zaun weg und an der Grünen Grenze wurden keine strengen Kontrollen mehr durchgeführt. In der ersten Nacht griff die bayerische Grenzpolizei 50 illegale Grenzgänger aus, die vorwiegend nicht aus der Tschechoslowakei, sondern aus anderen Staaten des Ostblocks kamen. Auch für die tschechoslowakischen Beamten hatten mit Probleme infolge der Grenzöffnung zu kämpfen: Aufgrund der vielen Reisen in die Bundesrepublik war der Gemeindebank in Domažlice die DM-Bestände ausgegangen. Hoch begleitete dann den ersten Geldtransport von Furth in die Tschechoslowakei. Ab Anfang 1990 konnten tschechoslowakische Staatsbürger dann visafrei reisen. Der Reiseverkehr in beide Richtungen stieg schlagartig an, so dass auch die Grenzpolizei deutlich mehr Arbeit hatte.

Niederschlagung des Prager Frühlings (29:14 – 33:34)

Zur Zeit der Niederschlagung des Prager Frühlings im Herbst 1968 war Hoch in Höll stationiert. Der Grenzübergang war für den normalen Reiseverkehr geschlossen, vor allem Langholztransporte aus tschechoslowakischen Staatsforsten passierte die Grenze. Der Grenzübergang Höll war jedoch ständig besetzt, weil hier Neugierige die Grenze passiert haben, die unbefestigt 500 Meter vor dem eigentlichen Zaun lag. Diese Personen wurden dann von der tschechoslowakischen Polizei für zwei Tage festgenommen. Die Aufgabe der Grenzpolizei in Höll bestand deswegen auch darin, Neugierige davon abzuhalten, die Grenze zu überqueren. 1968 erschienen unzählige Neugierige in Höll, die „die Russen sehen wollten“. Auf der anderen Seite waren einige Offiziere in Sichtweite, ansonsten merkte man von dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes jedoch nichts. Hoch berichtet von einer Frau aus einer Nürnberger Reisegruppe, die ihn fragte: „Ja, was hättens denn gemacht wenn die Russen gekommen wären?“, und Hochs Antwort: „Ich hätt mich auf die nächste Kreuzung gestellt, hätte den Verkehr geregelt, damit die Russen schnell nach Nürnberg kommen.“

Nach 1990 (33:34 – 34:19)

Als 1990 die Grenze dann offen war, gab es binnen kürzester Zeit nur noch eine Abfertigung. Die tschechoslowakischen Beamten kamen dann auf die deutsche Seite der Grenze und fortan wurde die Abfertigung zusammen erledigt. Zur gemeinsamen Feier anlässlich des Schengen-Beitritts Tschechiens 2007 wurde Hoch dann auch eingeladen. Die jetzige junge Generation kennt den Eisernen Vorhang gar nicht mehr. Hoch war beispielsweise einmal in einer Realschule in Neukirchen beim Heiligen Blut eingeladen, um von seinen Erfahrungen zu erzählen. Er kannte auch die Verhältnisse an der deutsch-deutschen Grenze, in jährlichen Weiterbildungen trafen sie sich mit Kollegen von der deutsch-deutschen Grenze. Im Gegensatz zu dieser seien die Verhältnisse an der deutsch-tschechischen Grenze „direkt human“ gewesen.

Rollende Kontrolle in der Eisenbahn (35:40 – 39:29)

1970 wurde der Bahnhof Furth im Wald wieder eröffnet, Hoch kontrollierte auch hier die grenzüberschreitenden Züge. Zunächst verkehrte eine Dampflok aus Nürnberg. Der erste Zug kam aus Richtung Dortmund und wurde mit einem Zug aus München verkoppelt, die zusammen dann die Grenze passierten. Die Tschechoslowakei verfügte zunächst über moderne Dieselloks, stieg später aber auch auf Dampfloks um. Hoch führte die fahrenden Kontrollen durch, die tschechoslowakischen Kollegen durften bis Furth mitfahren, die deutschen Beamten bis Domažlice, wo sie auch über einen eigenen Dienstraum verfügten. Damals kamen auch die ersten mobilen Computer zum Einsatz.

Die Grenzpolizei heute (38:29 – 40:08)

Die Grenzpolizei heute habe es laut Hoch fast härter als sie damals, was vor allem an den vielen Fällen von Rauschgiftschmuggel liege. Zur Zeit des Eisernen Vorhangs hatte Hoch in seiner 20-jährigen Dienstzeit nur einen einzigen Rauschgiftfall. Die Zusammenarbeit mit den tschechischen Kollegen funktioniere heute bestens, sie sind zusammen auf Streife unterwegs. Bei den alljährlichen Drachenstichfestspielen in Furth reitet als Symbol der Grenzbewachung die berittene bayerische Polizei zusammen mit ihren tschechischen Kollegen voran.

Erfahrungen mit der Grenze jenseits der Arbeit (40:08 – 46:12)

Hoch selbst reiste zwei oder dreimal in die kommunistische Tschechoslowakei. Es habe keine Versuche gegeben, ihn anzuwerben, jedoch habe er sich stets beobachtet gefühlt. Neben Prag war er auch im Böhmerwald zum Wandern. Dieser war damals noch ein Urwald, alle Ortschaften im Sicherheitsbereich waren geräumt worden und am Rande des Sicherheitsbereiches konnte man ewig wandern ohne Ortschaften zu passieren. Hochs Vater fuhr zwar die Eisenbahn zwischen Weiden und Eslarn, aber nicht in die Tschechoslowakei rein. Er kannte das Land jedoch trotzdem, da er 1938 von Weiden nach Eger versetzt worden ist. Die Familie erhielt jedoch keine eigene Wohnung in Eger, so dass Hoch letztendlich Oberpfälzer blieb und nicht Sudetendeutscher wurde. Seine erste Erinnerung an die Grenze hat Hoch von einem Schulausflug an die Waldnaab-Quelle bei Flossenbürg. Dort sahen die Schüler die Grenzsteine und Tarnsitze, in denen die tschechoslowakischen Grenzbeamten versteckt waren. Die Familie hatte jedoch damals kein Auto, so dass sie nicht an die Grenze fahren konnten. Hoch fühlte sich von der nahen Grenze nicht bedroht, erinnert sich aber an die Präsenz amerikanischer Truppen in Weiden. Diese sind von dort Grenzpatrouille gefahren und haben sich auch öfters verirrt und sind dabei in die Tschechoslowakei gelangt. Als Polizeibeamter musste Hoch dann auch amerikanische Soldaten aus tschechoslowakischer Verwahrung abholen. Heute hat Hoch Kontakt mit einer tschechischen Wandergruppe, und sie zeigen sich gegenseitig den Böhmerwald bzw. den Bayerischen Wald.

Die Brutalität an der Grenze (46:12 – 52:01)

An der Grenze erlebte Hoch zur Zeit des Eisernen Vorhangs auch viel Brutalität. Ende der sechziger Jahre wollte eine Roma-Familie mit persischen Pässen von der Tschechoslowakei nach Deutschland einreisen. Die deutschen Beamten ließen sie jedoch nicht einreisen, und die tschechoslowakischen Beamten ließen sie nicht zurück. So musste die Familie 8 Tage zwischen den beiden Grenzen warten. Das Rote Kreuz schaltete sich schließlich ein, die Familie wurde in Österreich aufgenommen.

1972 ist zudem ein Zollbeamter am Grenzübergang erschossen worden, in Untergrafenried gab es in den fünfziger Jahren einen ebensolchen Fall. Diese Fälle sind nach dem Fall des Eisernen Vorhangs jedoch von den tschechischen Behörden strafrechtlich verfolgt worden. Viele wurden wegen Verjährung eingestellt, es hat jedoch auch einige Verurteilungen gegeben. Hoch betont, dass der tschechische Staat sich um die Aufarbeitung der Verbrechen bemüht hat. Die größte Brutalität an der Grenze war der Umgang mit den Reisenden: Sie wurden stundenlang bei größter Hitze an der Grenze stehengelassen, nur um dann eventuell nicht reingelassen zu werden. Die Einreise wurde bereits verwehrt, wenn beispielsweise der Reisende einen Bart trug, der auf dem Foto nicht zu sehen war. Hoch erinnert sich, dass sie viele Male Reisenden in den Diensträumen die Bärte abrasiert haben, damit diese in die Tschechoslowakei einreisen konnten. Die Vertreibungen nach 1945 waren ebenso brutal und es sei schlimm zu hören, was die alten Leute alles mitgemacht haben. Hoch schließt, dass „wir froh sein müssen, dass wir in so einer Zeit aufgewachsen sind“.

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  • Witness story in project Iron Curtain Stories (Dorothee Ahlers)