Britta Del Missier

* 1964

  • „In einem Gebäude, in dem ein Kaufhaus war von Karl Lüftner, in dem Kaufhaus an der Ecke Graben/Bergmanngasse, gab es im ersten Stock ein Café, es hieß Café Zentral, und man findet in den alten Zeitungsberichten, dass dieses Café etwas Besonderes in Prag war: Dort trafen sich deutsche und tschechische Bewohner von Prag, was sehr unüblich war. Es gab sonst Caféhäuser, da trafen sich Tschechen, und solche, da trafen sich Deutsche. Im Café Zentral war es ein Miteinander, das finde ich super. Dort traf sich auch Franz Kafka. Es war ein internationales Café. Das finde ich super, dass es damals doch auch ein Miteinander gab. Und ich hoffe, dass das so weitergeht, dass man sich austauscht, so weit es noch möglich ist.“

  • „Ich denke, er hat vielen Leuten Arbeit gegeben, egal ob in den Kaufhäusern oder in der Stiefeleisenfabrik, und sich um das Wohl der Leute gekümmert, nicht nur um seine große Familie, sondern auch um die anderen Leuten, in seinem Dorf oder auch in Prag. Ich denke, er war ein Freigeist. Er hat Ideen gehabt zu einer Zeit, in der das sonst noch nicht so üblich war. Er war einfach interessiert an technischen Neuerungen. Das haben seine Kinder dann weitergeführt, seine Söhne. Meine Großmutter hat immer erzählt: Dein Urururgroßvater hatte in Prag ein Kaufhaus, das war eines der ersten mit Personenaufzügen. Jetzt auf den Plänen haben wir das gesehen: Das waren in den Verkaufsräumen zwei Pater Noster. Das sind Aufzüge, die dauernd durchlaufen"

  • „Bei meiner Mutter im Zimmer hingen zwei alte Bilder, und darauf waren Karl Lüftner und seine Frau Katharina Kutschereuther. Das waren die Urgroßeltern meiner Mutter (falsch, lacht [Karls Frau hieß Pauline Kutschereuther, und beide waren die Ururgroßeltern von Del Missiers Mutter. Anm. d. Verf.]), und meine Mutter hatte eine Postkarte, darauf war das Kaufhaus Lüftner abgebildet, und ich fragte immer wieder nach, und auch meine Uroma, als sie schon geistig verwirrt war, fragte immer: Fährst du mit mir nach Jechnitz? Und in Jechnitz hatte Karl Lüftner eine Stiefeleisenfabrik und in Prag ein Kaufhaus, und von der Postkarte ausgehend habe ich versucht, online die Familiendaten zu erfassen. Meine Großeltern lebten nicht mehr, meine Urgroßmutter war verwirrt, meine Mutter wusste auch nicht mehr viel.“

  • Full recordings
  • 1

    Praha, 21.07.2023

    (audio)
    duration: 50:03
    media recorded in project Stories of the 20th Century TV
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I hope that there will be an exchange of ideas between young Czechs and the descendants of the German population from Bohemia

Britta del Missier 2023
Britta del Missier 2023
photo: Post Bellum

Britta Del Missier was born on March 11th 1964 in Innsbruck as the second daughter of Heidelinde Del Missier, née Nachtmann, and Joseph Del Missier. After graduating school she became an elementary school teacher. Apart from work, she spends her time doing her own genealogic research. Both of her parents have roots in former Bohemia and Moravia, and especially her two-times-great-grandfather Karl Lüftner was a defining figure in the economic world of 19th century Prague and surroundings. He was born on November 23rd 1826 into a family of blacksmiths. Before he was 18, he went to Prague by foot and found work at the company Rott. Starting from the bottom, he slowly worked his way up after the early death of his father and received his own trade licence in 1855. Afterwards he successively established three big stores in Prague and a factory in Jesenice, selling and producing mostly supplies for shoes and leatherwork. Being very open for new technologies, he acquired renown and gave work to many people. The factory, after his death in 1897, was led by his sons and stayed in the hands of the family until World War Two. Apart from his business, Karl Lüftner also founded a large family together with his wife Pauline Lüftner, née Kutschereuther, who gave birth to altogether 13 children. Lüftner had a great sense for his family. He and his wife, for example, looked after the four children of their first daughter Katharina, who fell mentally ill after the death of her husband and wasn’t able to raise her children anymore. The upbringing of Karl and Pauline was, as the great-grandmother of Britta Del Missier remembered, very strict, but also loving. Del Missier plans to further pursue her genealogic research in the future and wishes for more descendants of Germans living in Bohemia and the Czech youth to come into contact with each other and exchange their stories.