Josef Schubert

* 1933

  • „Und wie die gekommen sind, haben sie ja die Häuser kontrolliert. Da kamen auch zwei zu uns in die Wohnung. Und sie sind gleich zur Oma hin. Und haben sie auf die Schulter geklopft. „Nemam strach, also braucht keine Angst haben.“ Ich hatte eine kleine Ziehharmonika, die hat einer genommen und hat gespielt. Wir haben nur die besten Erinnerungen. Bei uns gab es keine Übergriffe, Garnichts mehr. Im Gegensatz zu den Meldungen, die man vorher immer gehört hat - von Vergewaltigen und so. Aber die waren sehr human. Gab es nichts. “

  • „Ich war grad mit meiner Oma am Feld. Da kam einer von der Gemeinde. Und hat gesagt also ich muss morgen fort, ich komm morgen nach Deutschland. Aber damals hat niemand geglaubt. Ich war bei meinen Großeltern wie das eigene Kind. Wie der Opa dann Heim kommen ist vom Wald ist er gleich in die Gemeinde. Mein Opa war auch ein bisschen hitziger. Die wollten mich ja absolut nicht hergeben. Weil, ist ja verständlich, mit 14 Jahren. Ja, und da war er auf der Gemeinde und dann hat er laute Streifen hinten auf dem Buckel gehabt. Haben ihn noch geschlagen.“ „In Setzdorf?“ „Ja, dann kam er und hat gesagt. Morgen früh wollen sie dich abholen, aber du geht’s nicht mit. Wir geben dich nicht her. Da sind die gekommen. Mit einem Bulldog, Anhänger dran. Und mein Großvater nichts. Den Jungen geben wir nicht her. Er darf nicht weg. Da hat er im die Pistole auf die Brust gesetzt und hat gesagt: „In einer Stunde, wenn ich nicht fertig bin, dann schießt er ihn über den Haufen.“ Dann haben wir in einer Stunde alles ein bisschen zusammen geräumt. Ich bin dann auf der Kiste gesessen. Der Fredy kann sich noch gut erinnern dran. Jedes Mal sagt er: „Ich weiß noch genau, wie du vorbei gefahren bist.“ Am Ende von Niesnersberg dann, wo man recht nach Vápenná rübergeht, nach Setzdorf, hab ich noch mal zurückgeschaut hab ich gedacht. Jetzt muss ich fort, aber wann werde ich voll wieder zurück kommen. “

  • „Das war ja damals die sogenannte Wilde Vertreibung noch. Da war auch von meiner Oma die Tante dabei. Sie stammte auch, sie hatte in Gurschdorf gelebt. Und als Kind war ich direkt bei dem Abtransport. Also wie die wegefahren sind, da war ich dabei. Die Leute damals waren in einem Kalkoffen in Setzdorf zusammengetrieben praktisch. Und ich hab da jeden Tag Essen zur meine Tante rüber getragen nach Setzdorf in den Kalkoffen. Bei der Abfahrt von dem Zug war ich direkt dabei, hab ich zugesehen. Und das waren offene Viehwagons. Die Leute ringsum haben Stroh und Sachen gebracht, dass sie sich ein bisschen auf was setzen konnten. Und offene Viehwagons, die damals durch die ganze Tschechei durchgefahren sind. Angeblich sind die dann auch in Prag und in vielen Orten, wo sie durchgefahren sind, mit Steinen beworfen worden. Das sind dann Sachen, die man eben dann so gehört hat.“

  • „Ja, und als Kind. Damals. Wir haben auch viele Streiche gemacht. Zum Kriegsende haben wir dadurch, dass sehr viel Wehrmacht bei uns durchgezogen ist. Drei Tage lang sind beim Kriegsende Soldaten durchgezogen. Da gab es überall Munition, Sprengstoffe, Gewähre und alles. Und wir als Kinder haben dann sehr viel damit hantiert. Mein Großvater hat mich einmal erwischt, wo ich eine Handgranate zerlegen wollte. Das war das einzige Mal, wo ich Prügel von ihm gekriegt hab. Wir haben alle Glück gehabt, dass wir das alles überlebt haben.“

  • Full recordings
  • 1

    Neumarkt in der Oberpfalz, 17.03.2017

    (audio)
    duration: 01:13:10
    media recorded in project Memories for the Future
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Was man nicht ändern kann, da soll man sich nicht damit kaputt machen.

Portret.jpg (historic)
Josef Schubert
photo: Fotoalbum des Zeitzeugen, das aktuelle > Dominik Michálek

Josef Schubert wurde am 20. 10. 1933 in Niesnersberg (Nýznerov) geboren. Als er ganz klein war hatte seine Mutter einen Unfall, warum haben ihn seine Großeltern aufgezogen. Er hatte noch fünf jüngere Geschwister. Josef hat das Ende des Weltkrieges sehr bewusst erlebt. Hatte Glück gehabt, dass er das überlebt hat, weil er mit Munition gespielt hat. Im Juli 1945 hat er der Abfahrt der offenen Wagone der Wilden Vertreibung zugesehen. Im September 1946 wurde er in die Muna Niklasdorf (Mikulovice) interniert und von seinen Eltern getrennt. Sie fuhren ab, er blieb mit dem Großeltern. Am 28. August 1947 kam jemand von der Gemeinde Setzdorf (Vápenná), dass er nach Deutschland muss. Er wurde mit einer Pistole gezwungen zu fahren. Es war ein Transport von dem Roten Kreuz. Der Transport war bis 13. September auf der Reise. In Deutschland kam er nach Neumarkt in der Oberpfalz und lernte dort er seinen Traumberuf - Elektriker. Heiratete im Jahr 1958 Maria Moser. Sie haben zwei Kinder. Josef fährt oft in die Heimat. Nach der Wende jedes Jahr.