Gottfried Schnalke

* 1937

  • ""Und wir kamen nach Reisum, das war Gemeinde B... Beuren. Da waren wir zu einem Bauer eingeteilt worden, der uns aber nicht gerade freundlich gesinnt war. Er hatte 30 Milchkühe, aber er war nicht in der Lage, uns einen Liter Milch zur Verfügung zu stellen. Wir mussten also die Milch, mager Milch drei Kilometer weier, in der Molkerei der nächsten Gemeinde holen.""

  • "Meine Schwester und ich wurden von meiner Oma betreut. Erst Ende März 1946 wurden wir dann ausgesiedelt. Seit Ende Oktober 1945 waren wir bei der Oma und sie hat uns verpflegt. 1946 in März kam dann die Polizei um sechs oder fünf Uhr morgens und hat uns abgeholt. Wir mussten innerhalb von zwei Stunden das Haus verlassen. Meine Oma und meine Tante sind geblieben, weil meine Oma eine kleine Landwirtschaft hatte und das Vieh versorgen musste. Meine Tante durfte nicht einmal mit nach Niklasdorf. Meine Schwester und ich, wir sind alleine ausgesiedelt worden, von Schwarzwasser nach Niklasdorf."

  • "Ja,meine Mama hat damals gesagt, ob wir nicht wieder etwas hätten kaufen können. Ich sagte, es ist doch illusorisch, was willst du denn hier, wir haben zu Hause eigenes Haus, was sollen wir hier? Die Zeit ist abgelaufen bei uns."

  • "Mein Vater war zu der Zeit noch in amerikanischer Gefangenschaft. Dann wurden wir, nachdemwir dann in Niklasdorf eingetroffen sind, durchsucht. Alles was wir bei uns hatten, nicht mehr als die erlaubten fünfzig Kilo, wurden untersucht. Manche Sachen durften wir weiterhin mitnehmen und manche Sachen wurden uns entnommen.. Die Klamoten oder Kleider von meinem Vater wurden sofort in die Ecke geschmissen, aus dem einfachen Grund, dass mein Vater nicht dabei war. Und so sind wir dann bis zur Aussiedlung in dem Lager Niklasdorf verblieben."

  • ""Der Onkel meines Vater, welcher in Scharzwasser einen Hof hatte, hat folgendes Gemacht. Während der Nazizeit hatte er den Russen, die im Wald arbeiten mussten, heimlich Nahrungsmittel zugesteckt. Dafür wurde er angezeigt und musste nach Tropau, ein halbes Jahr einsitzen. Danach hat er beim Tschechischen Staat eine Aufenthaltserlaubniss beantragt. Das Problem war bloß eins sie haben seinen Hof bereits weggenommen. Während seiner Zeit, wo er weg war, ist ein anderer Tscheche gekommen und hat ihm den Hof genommen und er musste sich wieder einen neuen Hof kaufen, in Rotwasser."

  • "Ich habe begonnen, meine alte Heimat zu besuchen aufgrund des Drangs meiner Mutter. Der erste Ausflug war 1991, wo man das erste mal ohne Visum in die Tschechei konnte. Dann bin ich zum erstenmal nach Schwarzwasser gekommen."

  • Full recordings
  • 1

    Jeseník, 09.08.2015

    (audio)
    duration: 01:00:29
    media recorded in project Memories for the Future
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Im Großen und Ganzen bin ich mit meinem Leben zufrieden

Gottfried Schnalke
Gottfried Schnalke
photo: Pamět Národa - Archiv

Gottfried Schnalke wurde am 23. 8. 1937 in Schwarzwasser, Kreis Freiwaldau, heute Černá Voda, Jeseník geboren. Damals, zu seiner Zeit, war Schwarzwasser ein rein deutsches Gebiet, mindestens was die Bewohner betraf. Die ganze Kriegszeit verbrachte er mit seinen Eltern in Schwarzwasser, wo er bis 1945 die deutsche Volksschule besuchte. Sein Vater war ausgebildeter Steintechniker. Seine Mutter war im Haushalt als Hausfrau tätig. Die Aussiedlung erreichte ihn im März 1946. Damals wohnte er bei seiner Oma, weil seine Mutter in ein Frauenlager in Freiwaldau (Jeseník) gebracht wurde. In Deutschland war die Zeit am Anfang nicht leicht, es dauerte, bis die Familie wieder zusammen war und eine annehmbare Wohnsituation hatte. Nach dem Studium arbeitete Herr Schnalke bei der Firma Bosch, mit der er sogar nach Ghana ausreiste. Seine Heimat begann er vor allem wegen seiner Mutter zu besuchen. Sie war so begeistert, dass sie dort wieder ein Haus kaufen wollte. Das schien ihm aber höchst illusorisch. Er war sich sehr gut auch der Verschiedenheit der Schicksäle der Leute, die in Tschechien geblieben sind, bewusst. Trotzdem besucht er seine Heimat weiter,selbst nach dem Tod seiner Mutter.